Oktavia
Die digitale Umwelt offenbart uns unzählige Möglichkeiten für den Musikunterricht: viel Unterrichtsmaterial, das man früher mit grossem Zeitaufwand zusammentragen musste, liegen mit ein paar Mausclicks bereit. Gleichzeitig besteht die Gefahr, sich im Datendschungel und der immensen Fülle an Webseiten und Apps zu verlieren. Aus dieser Überlegung heraus entstand die Idee von Oktavia, das das Smartphone als Arbeitswerkzeug in den Musikunterricht integrieren möchte. Okatvias Ursprung liegt bereits mehrere Jahre zurück, doch hat das Projekt mit der Pandemie an Dringlichkeit gewonnen.
Mit Oktavia entwickeln wir ein zeitgemässes und zukunftsorientiertes Blended Learning Tool für Instrumentallehrpersonen und deren Schülerschaft. Für die Lehrpersonen wird es den Workflow signifikant verbessern und die Lernenden erhalten ein einfaches und übersichtliches Tool, das sie im Unterricht und zwischen den wöchentlichen Lektionen begleitet und mit welchem sie autonom arbeiten können. Dies wird auch einen erheblichen Beitrag zur allgemein angestrebten Chancengleichheit beitragen. In der für das Projekt zentralen Zusammenarbeit mit den Musikschulen werden Inhalte definiert und entwickelt sowie Arbeitsprozesse und Bedürfnisse evaluiert, die in die Plattform übersetzt werden.
Oktavia stützt sich auf drei Achsen: Die erste Achse ist die Pädagogik, die ein an die Realität unserer Bildungsstrukturen angepasstes Blended Learning ermöglicht. Dafür werden auf der Plattform zahlreiche pädagogischen Hilfsmittel geboten :
Eine Multimedia-Bibliothek mit Stücken für alle Instrumente sowie theoretischen und technischen Übungssequenzen. Das Angebot wird aus einer landesweiten Umfrage evaluiert und kann mit eigenen Dateien laufend ergänzt werden. Die Aufnahmen können in Oktavia erstellt oder importiert werden. Noten, Partituren, Audio- und Videodateien können direkt mit den Schüler:innen in der App geteilt werden.
Ein Lernjournal, das als Schnittstelle zwischen der Lehrperson und Lernenden dient. Die Lehrperson kann hier Elemente aus der Bibliothek teilen, Notizen und Aufgaben in Form von Text, Audio- oder Videoaufnahmen festhalten und die Lernenden über Mail, Telefon oder Video Call erreichen.
Ein besonders innovatives und zentrales Element der Plattform bildet der integrierte mehrspurige Creative Player : er kann Tempo und Tonhöhe eines Stückes ändern, Teile eines Stückes in einer Endlosschlaufe abspielen und einzelne Instrumente eines Ensembles zu- oder wegschalten. So haben die Lernenden die Möglichkeit, mit Play Alongs zu Arbeiten, die sich ihrem aktuellen Stand anpassen und sich mit ihnen weiterentwickeln. Zudem können sie sich zu den Play Alongs mit Audio oder Video aufnehmen und diese Aufnahmen teilen. Auch bei eigenen Aufgaben können die Parameter verändert werden.
Die zweite Achse ist die Kreation, die Schaffung und Erforschung neuer Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche in der musikalischen Praxis. Tablets und Smartphones sind neue Musikinstrumente. Der Einsatz dieser digitalen Werkzeuge ermöglicht es, schnell in einen kreativen Prozess einzusteigen, ohne technische oder musiktheoretische Vorkenntnisse. Kleine virtuelle Studios, Looping-Software, die Möglichkeit, aufzunehmen und zu filmen, verändern das musikalische Schaffen und werden vielen jungen Lernenden eine neue Tür öffnen. So können sie komponieren, improvisieren und Formate mischen, indem sie zum Beispiel ein Stück arrangieren oder einen musikalischen Videoclip drehen. Auch der Musiktheorie kann man sich auf spielerische und kreative Art und Weise nähern.
Die dritte Achse ist die Vernetzung: Musiklehrpersonen arbeiten in ihrem beruflichen Alltag oft alleine. Es gibt nur wenige Möglichkeiten des Austauschs, selbst in Musikschulen. Oktavia wird den Lehrpersonen die Möglichkeit bieten, sich in einem virtuellen Forum zu treffen, um bewährte Praktiken, Inhalte und Erfahrungen auszutauschen, auf Distanz zusammenzuarbeiten, gemeinsame künstlerische Projekte auszuarbeiten oder einen Austausch von Klassen zu organisieren. Es wird ein Netzwerk geschaffen, um künstlerische Lehrstrukturen zu verbinden und eine pädagogische Reflexion über neue Technologien zu entwickeln. Innerhalb einer Musikschule vereinfacht eine gemeinsame Agenda, zentral deponierte Dateien wie Anmeldeformulare und internes Messaging den Musikschulalltag und die Kommunikation mit der Administration.
Oktavia wird allen Instrumentallehrpersonen landesweit Zugang zu einem umfangreichen digitalen Lernprogramm sowie zu einer Reihe von innovativen Werkzeugen für den Musikunterricht geben. Die Plattform soll eine Vernetzung unter den Schweizer Musiklehrpersonen ermöglichen: Informationen, Fragen und Unterrichtsmaterialien können auf einfache Art und Weise ausgetauscht und gemeinsame Projekte organisiert werden. Sie wird für alle Benutzer:innen in Form einer Website und/oder einer App zugänglich sein.
Das Projekt wird von der Gebert Rüf Stiftung im Rahmen der Digital Education Pioneers sowie der Ernst Göhner Stiftung unterstützt.